Litauen muss handeln: Sanktionen gegen Georgiens Hohen Justizrat verhängen, um Demokratie und Pressefreiheit zu verteidigen
- Lukas Brenner
- 1. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Dieser Artikel wurde in 15min (litauisch: Penkiolika minučių), einer der größten Nachrichten-Websites Litauens, veröffentlicht und von Giorgi Meladze verfasst. Da der Kommentar von größerem Interesse sein könnte, veröffentlichen wir ihn in einer leicht bearbeiteten maschinellen Übersetzung auf Deutsch.
Das bevorstehende Urteil gegen Mzia Amaghlobeli, eine prominente georgische Journalistin und anerkannte „Gefangene aus Gewissensgründen“, markiert einen kritischen Moment für die Pressefreiheit und die Justiz in Georgien. Ihre mögliche Inhaftierung, die auf einen Vorfall zurückzuführen ist, der allgemein als von der Polizei provoziert gilt, ist ein deutliches Symbol für Georgiens besorgniserregenden demokratischen Rückschritt und ein direkter Angriff auf unabhängige Medien. Diese Situation erfordert eine eindeutige Reaktion. Litauen, ein Land, das durch seinen eigenen Kampf gegen die totalitäre Herrschaft Russlands geprägt ist und eine bewährte Vorreiterrolle im Kampf gegen autoritäre Aggression einnimmt, muss bereit sein, gezielte Sanktionen gegen alle Mitglieder des Hohen Justizrats Georgiens zu verhängen, sollte Amaghlobeli zu Unrecht inhaftiert werden. Ein Eingreifen wäre ein klares Signal dafür, dass Repressionen schnelle und sichere Konsequenzen nach sich ziehen können.
Mzia Amaghlobeli drohen vier bis sieben Jahre Haft wegen „Körperverletzung eines Polizeibeamten“. Diese Anklage wird allgemein als „übertrieben und politisch motiviert“ verurteilt. In ihrer Aussage beschreibt sie eine „impulsive Reaktion auf die beleidigende, erniedrigende, arrogante und spöttische Behandlung“ durch die Polizei während einer gewaltsam niedergeschlagenen Demonstration. Ein Experte fand im Gesicht des geohrfeigten Polizeichefs „keine Anzeichen“ von Verletzungen, und der Oberste Gerichtshof Georgias wertet eine Ohrfeige nicht einmal als „Angriff“ mit minimalem Schaden. Die Anklagepunkte sind eklatant unverhältnismäßig: Eine andere Person, die einen Beamten wegen Verkehrsvergehen geohrfeigt hatte, erhielt lediglich eine Geldstrafe und drei Tage Haft, während Amaghlobeli mit einer möglichen siebenjährigen Haftstrafe rechnen muss.
Es gibt zahlreiche Verfahrensunregelmäßigkeiten. Der Richter lehnte Anträge auf Vorladung wichtiger Zeugen ab, und die Transparenz wird durch Filmverbote in Gerichtssälen eingeschränkt. Diese Strafverfolgung ist Teil einer umfassenderen „autoritären Druckkampagne“ gegen unabhängige Medien. Wenige Tage vor ihrem Urteil wurden die Bankkonten von Amaghlobelis Medien Batumelebi und Netgazeti wegen angeblicher Steuerschulden beschlagnahmt, obwohl diese aktiv zurückgezahlt wurden. Internationale Gruppen für Pressefreiheit verurteilen dies als „Versuch, das Medienunternehmen zu schließen“ und „direkten Druck“ auf Amaghlobeli. Dieses Muster spiegelt eine „umfassendere Beschneidung demokratischer Freiheiten“ unter der Regierungspartei Georgischer Traum wider. Das McCain Institute erklärt, ihre Strafverfolgung diene als „Warnung an alle Demokratiekämpfer“. Die Reaktion Litauens muss diesem abschreckenden Effekt direkt entgegenwirken.
Litauens Bekenntnis zur Demokratie ist tief verwurzelt. Viele Menschen erinnern sich aus erster Hand an den jahrzehntelangen Unabhängigkeitskampf gegen die sowjetische und russische Herrschaft. Dieser Kampf gegen die totalitäre Herrschaft untermauert Litauens Bekenntnis zu diesen Werten. Anders als viele postsowjetische Staaten, in denen die Rechtsstaatlichkeit ins Wanken geriet, baute Litauen eine dauerhafte Demokratie auf, die widerstandsfähiger gegen autoritären Druck war. Dies verleiht Litauen eine beispiellose moralische Autorität, wenn es sich gegen autoritäre Tendenzen ausspricht.
Diese prinzipielle Haltung spiegelt sich in Litauens proaktiver Außenpolitik wider. Ein ab Mai 2023 geltendes Gesetz verbietet die Förderung totalitärer und autoritärer Regime und definiert ein „autoritäres Regime“ als ein System, das „verfassungsmäßige Rechte und Freiheiten“ ablehnt. Der Fall Amaghlobeli – mit seinen politisch motivierten Anschuldigungen und der Unterdrückung unabhängiger Medien – entspricht genau dieser Definition. Die Verhängung von Sanktionen wäre daher eine konsequente, prinzipielle Anwendung des antiautoritären Konzepts Litauens.
Darüber hinaus ist Litauen ein anerkannter Vorreiter bei der Verhängung „rascher und sicherer Konsequenzen“ für autoritäre Aggressionen und verfügt über einen robusten Rahmen für internationale und autonome Sanktionen, darunter wirtschaftliche, finanzielle und politische Maßnahmen.
Sanktionen gegen den Hohen Justizrat sind die angemessenste und zielgerichteteste Reaktion auf die Mitschuld der Justiz am demokratischen Rückschritt Georgiens. Der Hohe Rat spielt eine zentrale Rolle bei der Ernennung und Disziplinierung von Richtern und macht seine Mitglieder direkt dafür verantwortlich, die Unabhängigkeit Georgiens zu wahren oder zu untergraben und Verfolgung zu ermöglichen. Litauen verfügt über die Kapazitäten, solche Maßnahmen umzusetzen, da sein umfassender Sanktionsrahmen Einreiseverbote für bestimmte Personen ermöglicht. Bisher wurden 112 Personen, die mit schweren Menschenrechtsverletzungen in Georgien in Verbindung gebracht werden, auf Litauens Sanktionsliste gesetzt. Diese gezielten Instrumente richten sich gegen Personen, die direkt für die Aushöhlung der Rechtsstaatlichkeit und die Unterdrückung von Freiheiten verantwortlich sind. Dies schafft zudem Unsicherheit darüber, ob sanktionierte Personen ( hier eine vollständige Liste der 15 Mitglieder) überhaupt in den Schengen-Raum einreisen dürfen. Dieser Ansatz setzt bestimmte Personen unter Druck und sendet die klare Botschaft, dass Mitschuld an politischer Verfolgung persönliche und berufliche Konsequenzen nach sich zieht. Mit solchen Maßnahmen ist Litauen wiederholt mit gutem Beispiel vorangegangen, was andere Länder im Baltikum und in der gesamten Europäischen Union angeht.
Georgien befindet sich in einer schweren Krise, die auch die Entschlossenheit Europas auf die Probe stellt. Litauens gezielte Sanktionen gegen den Hohen Justizrat Georgiens stärken nicht nur seine Führungsrolle im prodemokratischen Lager, sondern senden auch eine unmissverständliche Botschaft an die Welt: Verstöße gegen die Pressefreiheit, die Unabhängigkeit der Justiz und grundlegende Menschenrechte werden rasche, sichere und spürbare Konsequenzen nach sich ziehen. Dieses entschlossene Handeln ist unerlässlich, um den demokratischen Raum in und um Europa zu verteidigen, in einer Zeit, in der diese Werte angegriffen werden.
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